Freitag, 28. September 2007

Scheidungsväter

SCHEIDUNGSVÄTER

In der Schweiz sind die Scheidungsraten in den letzten Jahren explodiert. Immer mehr Familien zerbrechen. Scheidung ist eine harte Prüfung, mit viel Leid und Schmerz verbunden, zumal wenn Kinder im Spiel sind Wie gehen die enttäuschten Partner damit um? «DOK» untersucht anhand von zwei Filmen die Auswirkungen der Scheidung; einmal aus der Sicht der Männer, der Scheidungsväter, einmal aus jener der Frauen, der Scheidungsmütter («DOK» vom 06. September 2007).

Allmacht der Mütter – Ohnmacht der Väter? Während früher vor allem die Frauen bei einer Trennung in grosse soziale und finanzielle Not kamen, scheint sich das Blatt heute gewendet zu haben. Die drei von der Autorin Gaby Schädler feinfühlig porträtierten Väter erfahren auf alle Fälle, dass sie am kürzeren Hebel sitzen, wenn es hart auf hart zu geht.

Immer öfter ist die Rede von Männern, die sich nach Trennung oder Scheidung ungerecht behandelt fühlen. Gaby Schädler beleuchtet in ihrem «DOK» die Situation der Scheidungsväter.

http://www.sf.tv/sf1/dok/index.php?docid=20070830_2000_SF1

Scheidungsmütter

SCHEIDUNGSMÜTTER

In der Schweiz sind die Scheidungsraten in den letzten Jahren explodiert. Immer mehr Familien zerbrechen. Scheidung ist eine harte Prüfung, mit viel Leid und Schmerz verbunden, besonders wenn Kinder im Spiel sind. Wie gehen die enttäuschten Partner
Die Protagonistinnen

Claudia Naef, 54 Jahre alt, und ihre drei Adoptivtöchter leiden seit 5 Jahren unter dem erbitterten Scheidungskrieg, den ihr Mann und Vater gegen sie führt. Wegen einer anderen Frau hat er die Familie nach 24 Jahren Ehe von einem Tag auf den andern verlassen. Nun behauptet der erfolgreiche Geschäftsmann, seit der Trennung fast das ganze gemeinsame Vermögen verloren zu haben. Eine existenzielle Bedrohung für Claudia Naef und die drei Mädchen. Claudia Naef schmerzt aber am meisten, dass auch er, wie fast die Hälfte aller Väter, nach der Trennung jeglichen Kontakt zu seinen drei Kindern abgebrochen hat.



Auch für Karina Weber, 47 Jahre alt, steht das Wohl ihrer beiden Kinder an erster Stelle. Die gebürtige Peruanerin gab in ihrer Heimat alles auf und kehrte mit ihrem Mann in die Schweiz zurück, damit ihre Kinder den Kontakt zum Vater nicht verlieren. Doch ihr Mann liess sie nach der Scheidung im Stich und sie musste sich allein zurecht finden, obwohl sie die Sprache nicht kannte und ihre Alimente nicht einmal das Existenzminimum deckten. Wie viele andere Mütter musste sie nach der Scheidung den erniedrigenden Gang zum Sozialamt gehen, um mit den Kindern zu überleben. Ihr Rettungsanker wurde aber auch das Wohnprojekt „Goldregenweg“ für alleinerziehende Mütter. Hier fand Karina Weber mit ihren zwei kleinen Kindern ein neues Zuhause, das ihr hilft, als geschiedene Mutter ihren Alltag zu organisieren.



Für die dritte Mutter, Nicole Soiron, 34 Jahre alt, war das Zerbrechen ihrer Familie eine persönliche Tragödie. Sie hatte sich für ihre Kinder nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie in einer intakten Familie aufwachsen können. Bei der Scheidung zählte deshalb für sie einzig das Wohl ihrer Kinder. Obwohl sie die beiden Töchter immer allein betreut hatte, einigte sie sich mit dem Vater auf ein gemeinsames Sorgerecht für die Mädchen. Der Kontakt mit ihm sollte auf alle Fälle unvermindert weiter bestehen. Aus Rücksicht verzichtete Nicole Soiron auch auf die ihr als Frau und Mutter zustehenden Unterhaltungsbeiträge und musste, wie viele Mütter, bei ihrer Gemeinde um Alimenten-Bevorschussung bitten. Und dabei ihre ganze Lebenssituation ausbreiten.


Die Autorin

Ein «DOK» von der Autorin Barbara Müller über den zerbrochenen Traum einer intakten Familie. Über Frauen, die oft allein für das Wohl ihrer Kinder kämpfen. Ein «DOK» über die Realität von Scheidungsmüttern und ihre grossen persönlichen Opfer, die von unserer Gesellschaft meist ignoriert werden.

Barbara Müller hat ein Jurastudium abgeschlossen und Filmwissenschaft, Philosophie und Psychologie studiert. Bei der Produktionsfirma C-Films wirkte sie ein Jahr an der Soap „Lüthi und Blanc“ mit. Sie ist Autorin und Realisatorin verschiedener Auftragsfilme. Als Regieassistentin und Cutterin arbeitete sie über zwei Jahre mit Christian Frei am Oscar-nominierten Kinodokumentarfilm „War Photographer“ und am DOK „Bollywood im Alpenrausch“ mit. Für’s SF drehte sie „Elisabeth Kopp - Aufstieg und Fall der ersten Bundesrätin“. Für die Sendung DOK realisierte sie die Filme „Gipfelstürmer - Unterwegs mit Schweizer Globalisierungsgegnern“ (2002), „Vollfett – Abnehmen um jeden Preis?“ (2003), „Blinde Kuh - Wenn Sehende blind und Blinde sehend werden“ (2004); 2005 „Häusliche Gewalt - Wenn die Familie zur Hölle wird“, „Klitoris – Die schöne Unbekannte“ und führte Co-Regie bei der Doku-Serie „Hotelfachschule – Geschichten aus der Kaderschmiede künftiger Hoteldirektoren“. 2006 folgte „Jugendgewalt – Massiv aggressiv und der Frust danach“. Als Redaktionsleiterin produzierte sie „Music Star – Die Woche“, eine Doku-Serie in 10 Folgen (2007).

Buch und Regie: Barbara Müller, Kamera: Eliane Ruckstuhl, Ton: Jürg Minelli, Hannes Wulf, Schnitt: Angelo Prinz


Barbara Müller über die Entstehung des Films

Als ich an die Realisierung des DOK ging, dachte ich, dass es bei der grossen Scheidungsrate in unserem Land kein Problem sein wird, Scheidungsmütter zu finden, die sich bereit erklärten, über ihre Erfahrungen zu erzählen. Aber weit gefehlt. Bei meinen Recherchen traf ich viele Frauen, die mir über ihre schwierigen Erfahrungen, ihre Trauer, ihren Schmerz und ihre Enttäuschungen bei ihrer Scheidung erzählten, aber die meisten Frauen waren nicht bereit, darüber vor der Kamera zu berichten. Zu gross war die Angst vor der Reaktion ihres Ex-Mannes und den negativen Konsequenzen. Zu gross das Gefühl von persönlichem Versagen, von Scham, von Scheitern. Viele Frauen verzichteten auf Wunsch ihrer Kinder oder ihrem neuen Partner zuliebe auf eine Teilnahme. Mir wurde bewusst, wie sehr eine Scheidung und ihre Folgen auch heute in unserer Gesellschaft noch ein Tabu sind. Jede zweite Familie ist davon betroffen, aber ein Umdenken und ein offener Umgang mit dem Thema haben bis heute nicht stattgefunden. Scheidungen scheinen weiterhin mit einem Stigma belegt zu sein. Für mich persönlich eine erschütternde Erkenntnis. Aber dadurch begann ich auch langsam zu verstehen, weshalb auch heute noch so vieles für Scheidungsmütter im Argen liegt und weshalb die organisatorischen, finanziellen, gesellschaftlichen und persönlichen Konsequenzen einer Scheidung für viele Scheidungsmütter häufig katastrophal sind. Die berufliche Situation für Mütter und besonders für Geschiedene ist in der Schweiz sehr schwierig und auch das Betreuungsangebot weiterhin viel zu klein. Mehr Krippenplätze und die Erleichterung des Wiedereinstiegs könnten der heutigen Situation gerechter werden. Mit Erstaunen erfuhr ich, dass sich nur gerade 3,5% aller Familien in der Schweiz die Kinderbetreuung teilen. Ein verschwindend kleiner Teil. Der hohen Scheidungsrate entsprechend muss deshalb dringend ein Umdenken stattfinden und es müssen Bedingungen geschaffen werden, dass eine Scheidung für Mütter und Kinder nicht mehr zur existentiellen Bedrohung wird. Und dass das Wohl und die Verantwortung gegenüber den Kinder wirklich für alle Beteiligten im Mittelpunkt stehen. Den drei Frauen, die mir trotz aller Bedenken erlaubt haben, stellvertretend für abertausende von Scheidungsmüttern in der Schweiz ihre Geschichte zu dokumentieren, möchte ich aus ganzem Herzen für ihren Mut und ihr Vertrauen danken.

*


Links und Adressen

Wohnprojekt für alleinerziehende Frauen, Verein „Goldregenweg“, Goldregenweg 27, 8050 Zürich, Tel. 044 312 73 30 (Mo.-Fr. 14.00-18.00)

SVAMV Verband alleinerziehender Mütter und Väter, Postfach 199, Egghölzlistr. 78, 3006 Bern, Tel. 031 351 77 71, svamv@bluewin.ch, www.svamv-fsfm.ch, Externer Link Link Verband alleinerziehender Mütter und Väter

Beratungsstelle für EinElternFamilien, Zürich, bietet mittwochs und freitags, 8.15 h - 11.30 h, kostenlose Telefonauskunft unter 043 377 98 77

Beratungsstelle Mütterhilfe, Badenerstrasse 18, 8004 Zürich, 044 241 63 43, www.muetterhilfe.ch, Externer Link Link Mütterhilfe

CARITAS Bern veranstaltet Wochenend-Tagungen als Hilfe und Unterstützung für Einelternfamilien, Brigitte Raviele, Tel. 031 378 60 00, www.caritas-bern.ch, Externer Link Link Caritas Bern

CARITAS Aargau, Basel, Bern, Thurgau, St. Gallen und Zürich bieten Alleinerziehenden Patenschaften „mit mir“ bei dem Gotten/Göttis als Entlastung regelmässig zwei Tage pro Monat mit den Kindern verbringen, www.caritas.ch, Externer Link Link Caritas

Webcommunity für Einelternfamilien in der Schweiz: www.1eltern.ch, Externer Link Link Webcommunity für Einelternfamilien

SOFO Solidaritätsfond für Mutter und Kind, Burgerstrasse 17, 6000 Luzern, 041 226 02 27

Stiftung Bethesda für alleinerziehende Mütter, Postfach 2105, 4001 Basel
Tel. 061 601 45 82, Stiftung_bethesda@freesurf.ch

Mütterberatung in der ganzen Schweiz: www.muetterberatung.ch, Externer Link Link Mütterberatung

Stellt vorwiegend alleinerziehende Mütter ein: Zürcher Brockenhaus, Neugasse 11, 8031 Zürich, info@zuercher-brockenhaus.ch, www.zuercher-brockenhaus.ch, Externer Link Link Zürcher Brockenhaus

Die Alimentenhilfe ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt. Mehr Informationen beim jeweiligen Bezirksjugendsekretariat oder der Jugend- und Familienberatung der Gemeinde

*


Literatur

„Glückliche Scheidungskinder“ Remo Largo, Monika Czermin, Piper-Verlag München 2003

Studie „ Zufriedenheit und Belastungen bei alleinerziehenden Müttern“, Claudia Ermert Kaufmann & Roman Wider, Institut für Familienforschung, Universität Freiburg

Studie „Alleinerziehen als biographische Erfahrung“, Anna Hausherr, Pasqualina Perrig-Chiello, & Matthias Sturzenegger, Institut für Psychologie, Universität Bern

Studie „Frauenarmut – Ursachen und Hindergründe“, SVAMV, NGO-Koordination Post Beijing Schweiz, Hearing zur Gleichstellung vom 06.09.2003

Nationalfondsstudie „ Frauen- und Gleichstellungsatlas Schweiz“, Elisabeth Bühler, 2001, Seismo Verlag Zürich

Studie „Kinder und Scheidung“, Prof. Dr. iur. Andrea Büchler, Universität Zürich und Dr. Heidi Simoni, Marie Meierhofer-Institut für das Kind, Universität Zürich, Oktober 2006

Zeitschrift für Einelternfamilien: Vernetzung, Austausch, Informationen, Veranstaltungen, EinElternForum, Postfach 7572, 3001 Bern, info@einelternforum.ch, www.einelternforum.ch,
Externer Link Link Einelternforum

*
http://www.sf.tv/sf1/dok/index.php?docid=20070906_2000_SF1