Freitag, 30. März 2007

Einbürgerungen im Kanton Aargau

Die neuen Schweizermacher - Einbürgerungen im Kanton Aargau

Die Polizei steht vor der Haustür und verlangt, das Ehebett zu sehen. Der Gemeinderat will wissen, wie die Kehrichtabfuhr organisiert ist: Ausländer, die sich im Kanton Aargau einbürgern wollen, müssen viele Hürden nehmen. Die grösste Hürde aber sind die Stimmbürger.

Reporterin Karin Bauer zeigt die neuen Schweizermacher der Fricktaler Gemeinde Möhlin: Die Stimmbürger lehnen Kandidaten aus dem Balkan aufgrund pauschaler Vorurteile ab. Das Nachsehen haben gut integrierte Familien. Zum Beispiel jene des ehemaligen Saisonniers Fatmir Zimberi aus Mazedonien, der sich zum Geschäftsführer hochgearbeitet hat.

Dienstag, 27. März 2007

Das Schweizerische Zivilgesetzbuch (1–3)

1. Die Handlungsfähigkeit 7:00 min
2. Die Ehescheidung 6:00 min
3. Das Erbrecht 7:00 min
Standardbild Schulfernsehen

Inhalt

Der dreiteilige Film befasst sich mit dem Teil des Zivilrechts im ZGB, der für Jugendliche die grösste Relevanz hat. Im ersten Teil geht es um die rechtliche Situation der Volljährigkeit , er klärt über neue Rechte, aber auch Pflichten auf. Teil zwei thematisiert Rechte und Pflichten rund ums Thema Scheidung, und im letzen Teil wird über das Erbrecht informiert.


Alles gefälscht! Jagd auf Produktpiraten


© stern TV
Walter Horz: Spürt mit geschultem Blick Plagiate auf

Rolex-Armbanduhren für 10 Euro, T-Shirts mit Luxus-Label für 5 Euro, oder Sonnenbrillen von Porsche für 20 Euro - fast jeder kennt solch zweifelhafte Angebote aus dem Urlaub. Für kleines Geld bieten Händler "echte" Markenprodukte an. Eine Reportage von Michael Nieberg.

Dass die Qualität meist absolut minderwertig ist, stört die wenigsten Käufer - Hauptsache ein Markenname steht drauf. Was für viele ein harmloses Mitbringsel aus dem Urlaub ist, ist für die Wirtschaft ein riesiges Problem. Die EU-Kommission schätzt, dass die Produktpiraten weltweit jährlich einen Schaden von 200 bis 300 Milliarden Euro verursachen.

Der 59 Jahre alte Walter Horz aus Frankfurt ist ein einsamer Kämpfer gegen die Produktpiraten. Bewaffnet mit einem Aktenkoffer nimmt der Gerichtsvollzieher in Frankfurt Aussteller auf Messen genau unter die Lupe. In dem Aktenkoffer befinden sich Zustellungsurkunden, Zahlungsbefehle und einstweilige Verfügungen, mit denen der Gerichtsvollzieher notfalls ganze Messestände im Auftrag von Markenartikelherstellern schließen kann.

Im Laufe seiner 32jährigen Tätigkeit hat er bereits unzählige Kopien aus dem Verkehr gezogen. Angefangen von nachgebauten Kugelschreibern bis hin zu kopierten Kaffeekannen war schon alles dabei. Die kommen meist aus Fernost oder anderen Billiglohnländern. Wir begleiten ihn auf der "Paperworld" und schauen ihm bei seiner Jagd nach den Kopierern über die Schulter.

Aufregung in Halle 9: Ein österreichischer Stempelhersteller hat einen 1:1-Nachbau seiner Neuheit entdeckt. Das Gericht in Frankfurt hat schnell auf die Klage reagiert - nun ist Walter Horz am Zug. Kurzerhand beschlagnahmt er alle Warenmuster und die großen Werbeposter.
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Auf der Jagd ist auch Ulf Wingen aus Herzogenaurach. Der 35-Jährige ist Obersheriff der Rechtsabteilung von Adidas für den Bereich Deutschland. Die Firma leidet seit Jahren unter den Plagiaten ihrer Produkte. Aber Ulf Wingen und das 12-köpfige Team, zu dem er gehört, hält dagegen. Die Truppe ist weltweit aktiv. Durch Testkäufe und gezielte Nachforschungen überführen sie die Fälscher auf frischer Tat.

In Deutschland rückt in letzter Zeit das Auktionshaus ebay stärker ins Interesse des Plagiatsheriffs. Immer wieder tauchen hier nachgemachte Turnschuhe, Trainingsanzüge und T-Shirts auf. Um die Fälschungen aus dem Verkehr zu ziehen, reist Ulf Wingen nicht nur durch Deutschland. Vor allem in Tschechien macht er oft seine Kontrollen. Unterstützt wird er bei seinem Kampf von Zoll und Polizei. Neben Geldstrafen kommen auch oft die Handschellen zum Einsatz.
Stefanie Funkat (21) und Claudia Krake (20) aus Rheine belohnen sich mit einem Wochenendtrip nach Istanbul: Endlich mal schicke Klamotten kaufen und nicht viel Geld bezahlen. In den Basaren der türkischen Millionenstadt gibt es alles, was das Herz der jungen Frauen begehrt, und sie schlagen richtig zu: Angebliche Markenjeans für 30 Euro, T-Shirts für 10 Euro und Lederhandtaschen mit Edellogo für 30 Euro.

Begleitet werden sie von Dirk Carstens (43). Der Dortmunder ist Ermittler für die deutschen Markenartikelhersteller und oft in Istanbul unterwegs. Er nimmt die Einkäufe der beiden jungen Frauen unter die Lupe: "Alles Fälschungen, die Hosen sind so voll mit Chemie, dass sie gesundheitsschädlich sind", so lautet sein Fazit.

KAUFRAUSCH IM WOHNZIMMER

Das Geschäft mit dem Versandhandel

Die Deutschen sind Europameister im Bestellen. 250 Euro pro Kopf konsumierte jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr aus dem Sortiment der Versandhändler.

Über das Internet wird besonders gern geordert: fast 25 Millionen Online-Käufer sorgten 2005 für den Rekordumsatz von 6,1 Milliarden Euro.

Die Visitenkarte der Branche ist und bleibt der Katalog. Das weltweit größte Versandhandelsunternehmen Otto bietet im Sommer 2006 über 100.000 Artikel auf 1.100 Seiten feil. Eine logistische Herausforderung für Einkäufer, Grafiker, Qualitätstester und Servicemitarbeiter. Während in Istanbul eine WM-Jeans kreiert wird, kämpft das Fototeam auf Teneriffa gegen Wind und Regen. Qualitätsprüfer in Hamburg schlitzen ein dänisches Sofa auf und im Versandzentrum in Haldensleben werden 300.000 Pakete pro Tag abgefertigt.

Figurformende Mieder oder Hausanzüge aus Plüschtrikot preisen die redseligen Moderatoren des TV-Shoppingsenders QVC dem konsumierfreudigen Zuschauer an. Rund um die Uhr zeigt der Einkauf-Kanal Shows, die sich intensiv der Vorstellung von belgischem Gebäck oder Handtüchern aus Mikrofaser widmen. Trotz Konsumflaute verzeichnen die Einkaufssender zweistellige Zuwachsraten. Das Erfolgsrezept: die Dauerberieselung macht Lust auf Produkte, die man wahrscheinlich sonst nicht suchen würde: vom Dekor-Gartenstein mit Solarbetrieb bis zum Kochtopf mit "Sensordeckel", der beim Erhitzen die Farbe wechselt.

Teleshopping: Vom elastischen Rundumdehnbund zum Kondenswasserauffangbehälter

Fotostrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild (3 Bilder)

Aber auch Nischenanbieter haben in Deutschland eine Chance. Wer einen eher gehobenen Lebensstil pflegt und die Welt des Adels schätzt, kann sechs Mal im Jahr das Sortiment von Louis Sayn durchstöbern. Das Kaschmirplaid "Antigone", die Kerzenleuchter "Seraphim" oder die Sofakissen 'Prince' und 'Princess' - Firmengründer Prinz Wittgenstein wählt die Artikel für die 50 Katalogseiten höchst persönlich aus. Im eigenen Haushalt jedoch überlässt er lieber seiner Frau die Einrichtung.


DAS SUPERMARKT-EXPERIMENT

Tricks und Trends der Konsumforschung

Die aktuelle Hirnforschung belegt: Nicht Vernunft, sondern Emotionen steuern das menschliche Verhalten. Übertragen auf unsere Konsumgewohnheiten bedeutet das: Die meisten Kaufentscheidungen werden vom Gefühl und direkt vor dem Supermarktregal getroffen � Einkaufsliste hin oder her. Was bedeutet aber der Paradigmenwechsel der Wissenschaft für die grossen Konzerne? Wird der Kunde zur Marionette der Marketingspezialisten?

Die Keimzelle der Marktforschung in Deutschland befindet sich in dem Städtchen Hassloch bei Ludwigshafen. Die Gemeinde gehörte einst zu den ersten, die flächendeckend über Kabelanschluss verfügten. Hassloch ist eingekesselt zwischen zwei Autobahnen, was dazu führt, dass die Einwohner selten auswärts einkaufen. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat hier einen Testmarkt eingerichtet, mit eigenen TV-Spots und spezieller Kundenkarte. Der Effekt: Wenn etwa ein neuer Schokoriegel auf den Markt kommen soll, wird er hier getestet, schmeckt er den Hasslochern, kommt er auch im Rest der Republik auf den Markt. Wenn nicht, nicht.
Neben den klassischen Marktforschungsinstrumenten ermöglicht der technische Fortschritt den Marketing-Machern einen tieferen Blick in die Emotionen und Gedankenwelt der Konsumenten. Mit Hilfe von Verfahren aus den Neurowissenschaften wie Analysen per Kernspintomografie wird untersucht, wie die K�ufer auf die Reize eines Produktes reagieren. Die Messdaten lassen dann beispielsweise Schlüsse für die optimale Gestaltung der Waren zu.
Warum Kunden bestimmte Produkte kaufen, ist Sache der Marktforschung. Wieso diese überhaupt erst auf den Markt kommen, analysieren Trendforscher. Einer der derzeit augenfälligsten Konsumtrends: Bio-Waren. Neben dem klassischen Reformhaus schiessen Supermärkte und ganze Ketten von Discountern auf den Markt, die ausschliesslich Bio-Ware anbieten. Seit einigen Monaten führt der Discounter Lidl eine eigene Bio-Marke, und wird schon allein durch die Vielzahl seiner Niederlassungen bei einigen Produkten von Null zum Marktführer. Woher können sich die Unternehmen sicher sein, dass der Markt für die zwar besseren, aber eben teureren Produkte überhaupt existiert? Hierzu führt die Universität Göttingen Feldversuche zur Kundenzufriedenheit durch, und vergleicht die Konsumbereitschaft der Öko-Kunden mit herkömmlichen Supermärkten.
Süddeutsche Zeitung TV über Strategie und Magie von Markenprodukten und die Psychologie des Kaufverhaltens.

Montag, 26. März 2007

Dossier Suizid

Benis letzte Fahrt – Gang nöd! (Rap) – Zurück im Leben – Hilfe in der Not: 147 28:45 min

Frau am Telefon

Inhalt

In der Schweiz nimmt sich jeden dritten Tag ein junger Mensch das Leben. Oft sind Eltern, Erzieher und Jugendliche überfordert. Gemeinsam mit Mittel- und BerufsschullehrerInnen hat das SF Schulfernsehen Materialien für den Unterricht entwickelt: Der Film von Stascha Bader zeigt Fallbeispiele, gibt Ratschläge und thematisiert mit einem Rap.

Link
http://www.sf.tv/sf1/schulfernsehen/standblatt.php?docid=3253

Samstag, 24. März 2007

Supersize Me


Supersize Me

95 Min.


USA 2004 R: Morgan Spurlock D: Morgan Spurlock, Daryl Isaacs, Lisa Ganjhu, Stephen Siegel, Bridget Bennett, Eric Rowley, Alexandra Jamieson, David Satcher, John Banzhaf Filmwebsite
Der New Yorker Filmemacher Morgan Spurlock ernährte sich einen Monat nur von McDonald's-Produkten - mit interessanten Folgen. Die Dokumentation wurde beim Sundance-Festival mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
Spurlock wandele "auf den Spuren von Doku-Star Michael Moore, gibt sich aber zurückhaltender" als dieser, meint Blickpunkt:Film; mit "sanft ironischem Ton" konzentriere sich der Regisseur auf die Fakten, "macht Zusammenhänge deutlich und stellt Aufklärung nicht Anklage in den Mittelpunkt". Am Ende des Experiments ist Spurlock "um 25 Pfund schwerer, mit Schäden an Herz und Leber", und so sei Supersize Me eine "überzeugene Warnung, wohin der Weg auch bei reduzierterem Konsum langfristig führt".
Auch Reinhard Lüke vom Filmdienst gefiel, dass der Film "bei allen investigativen Elementen" und einem "glaubwürdigen Aufklärungsinteresse" seine Mahnungen "nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern überaus unterhaltsam" vorbringe. Mit wirklich neuen Erkenntnissen könne Spurlock allerdings nicht aufwarten - dass der exzessive Konsum von Fast Food "überaus bedenklich" ist, habe man schon vorher gewusst.
Für Susan Vahabzadeh von der Süddeutschen Zeitung ist Super Size Me ein "Horrorfilm", und wenn sich Spurlock "nicht gerade übergeben muss, ein sehr unterhaltsamer Horrorfilm": "So eine Art 'Dschungelcam' im Dienst der guten Sache". Spurlock, der eine "Tapferkeitsmedaille" verdiene, habe "mehr geleistet, als den Selbstversuch zu verfilmen", seine Selbstinszenierung "mag eitel wirken, spielt aber doch sehr schön mit dem Geist einer Zeit, in der jeder seinen Talkshow-Auftritt braucht".
Matthias Heine von der Welt meint, Spurlock versuche erst gar nicht erst zu verhehlen, "beim wem er als Dokumentarfilmer in die Lehre gegangen ist"; der Michael-Moore-Stil trage in manchen Szenen Züge eines Plagiats. Der große Erfolg in den USA erkläre sich auch damit, dass mitunter dem "prolligen Humorbedürfnis der männlichen Zuschauergemeinde von Reality-Stuntshows" entgegengekommen werde. Doch Super Size Me erzähle mehr, er zeige, dass "Essen eine Klassenfrage" ist.
Holger Römers von der Frankfurter Rundschau interessiert sich für den "ebenso aufopferungsvollen wie egozentrischen Körpereinsatz" Spurlocks im Hinblick auf die "Methoden einer womöglich gerade im Entstehen begriffenen neuen Schule des politischen US-Dokumentarfilms". Wie Michael Moore produziere sich Spurlock dabei "ungeniert vor der Kamera" und stoße das zu dokumentierende Geschehen in einer Weise, "zunächst an betagte Sponti-Gesten erinnert, noch mehr aber jüngeren Fernsehformaten abgeguckt ist".
Im Spiegel freut sich Andreas Borcholte, dass der Filmemacher sein ernstes Sujet "mit viel Situationskomik anreichert" und auch nicht vor "drastischen Demonstrationen" zurückschrecke. Der Artikel schildert zudem ausfühlich die Reaktionen von McDonald's.
Evelyn Finger von der Zeit meint, dieser Film verstehe sich "nicht als Kunst, sondern als notwendiges Übel"; er beziehe er seine Plausibilität aus der "Grobschlächtigkeit seiner Gesellschaftskritik". Wenn man das "ermüdend Agitatorische" dieses Films beiseite lasse, dann "leistet er etwas ganz Entscheidendes: Er ruft uns ins Bewusstsein, wie eingeschränkt unsere Freiheit ist, zwischen gut und böse zu wählen". Leider aber "vergisst Spurlock zu zeigen, wie die Bewusstwerdung eines repressiven Bedürfnisses (übermäßiges Fressen) fast zwangsläufig zur Entwicklung eines neuen repressiven Bedürfnisses (Schlankheitswahn) führt, wie leicht eine Sucht durch eine andere ersetzbar ist".
Marli Feldvoss von der NZZ meint, der "wenig attraktive Selbstdarsteller" Spurlock werde "vor allem durch seinen Mut zu unvorteilhaften Stellungen und Einstellungen zu einer Augenweide, etwa wenn er sich beim ersten Erbrechen ablichten lässt, ehe sich sein Körper an die Suchtstoffe Zucker und Fett gewöhnt hatte".

UNGEZOGENE TIERE

Man könnte sie Schelme nennen, Vandalen oder Anarchisten. Was steckt dahinter, wenn Affen zu tief ins Glas gucken, Lemuren zu Drogen greifen, Grizzlis Autos plündern? Ein heiterer Film über tierisches «Fehlverhalten» - aus der Sicht der Menschen.

Die Liste der "Delikte" ist lang. Doch wer würde nicht mit einem schadenfreudigen Schmunzeln zusehen, wie sich durchtriebene Affenbanden an Nachbars Kühlschrank heranmachen oder Lumpis Abendessen stehlen? Wie Bonobos nach dem Hippie-Motto leben: Make Love, not War - und wie die Männchen der Gottesanbeterin vor lauter Liebe den Kopf verlieren?

Der BBC-Film von Marc Hammond zeigt, dass der Erfindergeist der Tiere keine Grenzen kennt. Die Evolution hat jede Kreatur so an ihre Umwelt angepasst, dass sie im Kampf um das Überleben die besten Chancen hat. Um menschliche Verhaltensregeln schert sich im Tierreich keiner. Was zählt, sind die Gesetze der Natur und das Fortbestehen der Art. Und dazu ist nichts zu unfein, zu gemein oder zu hinterlistig. Und manchmal erinnern die «Unarten» der Tiere sogar verblüffend an das Verhalten der Menschen.

HIRNVERLETZT - Verkehrsunfälle und ihre Folgen

Was heisst es, wenn nach einem schweren Verkehrsunfall ein Schädelhirntrauma zurückbleibt? Welches sind die Langzeitfolgen? Was bedeutet es für das familiäre Umfeld, den Freundeskreis, den Arbeitgeber, wenn Betroffene nach einem schweren Verkehrsunfall verändert ins Leben zurückkehren? «DOK»-Autorin Annemarie Friedli zeigt dies in Ihrem Film anhand der bewegenden Schicksale von fünf jungen, hirnverletzten Menschen.

Auch dieses Jahr veröffentlicht die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) neue Erfolgsmeldungen: weniger Verkehrstote, weniger schwere Unfälle - soweit so gut! Aber welche Schicksale verbergen sich hinter den rund 5'000 Schwerverletzten, die der Verkehr alljährlich fordert?
Der Film zeigt fünf Menschen, die in jungen Jahren bei Verkehrsunfällen Kopfverletzungen erlitten haben und nun für immer gegen Langzeitschäden kämpfen müssen. Sie alle sind von einer Sekunde auf die andere in ein anderes Leben katapultiert worden. Basil, damals 20 Jahre alt verunglückte auf dem Heimweg von der Disco, Simon, ebenfalls 20, auf dem Heimweg nach einem Rekrutenfest. Matthias wurde als knapp zehnjähriger Bub auf dem Fussgängerstreifen angefahren, Simone als 25-Jährige von einem Feuerwehrauto überfahren. Der Velofahrer Wolfgang kollidierte vor kurzem mit einem anderen Fahrrad. Während Wolfgang sich noch in der Rehabilitationsklinik befindet, hat Basil seinen Unfall vor 18 Jahren erlitten. Schon früh musste Basil erkennen, dass ihm niemand mehr helfen konnte. Matthias hingegen tut es noch heute weh, dass er nicht mehr so ist wie vorher, und Simone sagt: «Ich bin hirnverletzt, na und, ich habe mich fürs Kämpfen entschieden».

Neben den direkt Betroffenen wird in diesem eindrücklichen Film auch gezeigt, wie ein solch tragisches Ereignis ganze Familien- und Freundeskreise in Mitleidenschaft zieht. «Keine Eltern wünschen sich das zu erleben, was wir erfahren mussten. Aber wir sind froh, dass unser Sohn wenigstens überlebt hat», sagt Maja Schneebeli. Sie ist die Mutter von Simon, der seit seinem Unfall als Tetraplegiker Pflege rund um die Uhr benötigt.

Noch mitten in der Rehabilitation in der Klinik Bellikon steckt Wolfgang Schramm. Er wollte nach Feierabend nur noch schnell eine kleine Velotour um den Greifensee machen. In einer unübersichtlichen Kurve stösst er mit einem anderen Fahrradfahrer zusammen. Trotz Helm erleidet er bei diesem heftigen Aufprall schwere Hirnverletzungen.

Da ist der Familienvater Basil aus Luzern, der als ausgebildeter Detailhandelsangestellter eigentlich ganz hoch hinaus wollte mit seiner Karriere. Er stand an der Schwelle zum Erwachsenenleben, als ihn ein schwerer Autounfall von der Karriereleiter warf. Heute lebt der 39jährige fast ebenso lange mit seiner schweren Hirnverletzung wie zuvor als gesunder Heranwachsender. Er habe gelernt, damit umzugehen. Seine Defizite seien ihm vertraut. Ihm ist es gelungen, die Veränderungen in seinem Leben zu akzeptieren und ihnen sogar Positives ab zu gewinnen. Er sagt, der Unfall habe ihm Türen geöffnet, die ihm in einer Karriereleiter wohl versperrt geblieben wären. „Ich habe meine Kinder als Hausmann miterzogen, habe ihr Heranwachsen miterlebt – das wäre mir ohne den Unfall wohl nicht möglich gewesen!

Simone hat das Schicksal vor fünf Jahren getroffen. Auf einer Kreuzung fuhr ein Feuerwehrauto mit übersetzter Geschwindigkeit in ihr Auto. Ihre Mutter kam dabei ums Leben, Simone erlitt ein schweres Schädelhirntrauma. Die junge Frau will sich jedoch nicht entmutigen lassen. Sie sagt, sie habe sich für’s Kämpfen entschieden. „was einem nicht umbringt, macht stärker“, meint Simone. Sie sei zwar hirnverletzt, lasse sich ihr Leben jedoch nicht durch diese Verletzung vermiesen und mit einem schelmischen Lächeln fügt die lebensfreudige junge Frau an: „gute Mädchen kommen in den Himmel und böse Mädchen kommen überall hin.“

Der 20jährige Matthias lebt schon zehn Jahre lang mit den Einschränkungen, die ihm seine Hirnverletzung auferlegt. Er ist auf einem Fussgängerstreifen angefahren worden. Im Moment macht er eine Anlehre zum Bauern. Vor allem zu den Tieren hat er ein sehr inniges Verhältnis. Das Erwachsenwerden macht ihm jedoch noch Angst. Aber auch er vermittelt Lebensfreude.

Auch Simi war voller Zukunftspläne, als er auf dem Rücksitz eines Autos so schwer verletzt wurde, dass er seither gelähmt im Rollstuhl sitzt und sich nur sehr beschränkt ausdrücken kann. Gleich nach der Rekrutenschule wollte er nach Kanada auswandern. Nach anderthalb Jahren in der Rehabilitation lebt Simi heute in einem Pflegeheim. Mit all den ihm zur Verfügung stehenden beschränkten Möglichkeiten vermittelt Simi jedoch ein Gefühl intakter Lebensfreude. Maja, seine Mutter, sagt denn auch: „Simi’s Ausstrahlung gibt mir die Bestätigung, dass jedes Leben lebenswert ist, egal wie. Man kann aus jedem Leben etwas machen!“

Die Autorin:

Annemarie Friedli, 1947 in Zürich geboren, seit 1972 bei SF DRS als Redaktorin und Autorin in verschiedenen Sendungen (Rundschau, Quer, Spuren der Zeit, DOK)
Filme für DOK seit 2000:
Alkoholiker (2000)
Hirnschlag (2002)
50 Jahre Ausland SF DRS (Spuren der Zeit - 2003)
Entstellt (2004)

JUGENDGEWALT - Massiv aggressiv und der Frust danach

Die neusten Kriminalstatistiken sprechen eine deutliche Sprache: die Jugendgewalt ist auch bei uns in der Schweiz massiv angestiegen. Und die Taten jugendlicher Gewalttäter werden immer gefährlicher und brutaler. Drohungen, Erpressungen, Körperverletzungen und Raubüberfälle, von den Jugendlichen salopp "Ausnehmen" genannt, gehören zu den häufigsten Delikten. Und oft fehlt den jugendlichen Straftätern jegliches Unrechtsbewusstsein. DOK hat drei minderjährige Gewalttäter und ein jugendliches Gewaltopfer auf ihrem harten Weg durch die Institutionen begleitet. Und ihre, oft schmerzlichen, Erfahrungen dokumentiert.

Die Anzahl jugendlicher Gewaltstraftäter ist in der Schweiz seit den 90er-Jahren regelrecht explodiert. Gewaltanwendung gehört für immer mehr Jugendliche zur Normalität. Und die Täter werden immer jünger. Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren begehen die meisten Gewaltdelikte - laut Strafrecht noch Kinder. Die meisten Delikte werden in Cliquen begangen. Der Gruppendruck ist gross, und oft fehlt den Jugendlichen jegliches Mitgefühl für ihre meist jugendlichen Opfer. Aber nur gerade zehn Prozent der Betroffenen getrauen sich die erlittenen Straftaten anzuzeigen. Meist aus Scham, und oft aus Angst vor noch mehr Gewalt. Was bewegt vor allem männliche Jugendliche dazu, anderen Jugendlichen das Leben zur Hölle zu machen, sie zusammenzuschlagen, auszurauben, zu bedrohen? Mit welchem Gefühl schlagen sie zu? Und warum ist für sie die Sprache der Gewalt zum Verständigungsmittel schlechthin geworden?

Barbara Müller und Miranda Emery haben drei Jugendliche porträtiert, die Gewaltdelikte begangen haben. Andi, Melanie und Valon wurden erst durch die Justiz gestoppt. Warum haben sie zugeschlagen? Warum Gewalt angewandt? Jugendanwaltschaft, Gefängnis, Anti-Agressionstraining, Pflegefamilie und Schulheim waren die Konsequenzen. Mit welchem Erfolg? Und wie ist es, Opfer von jugendlicher Gewalt zu werden? DOK zeigt Jugendgewalt aus drei verschiedenen Perspektiven: die der Täter, der Opfer und der Justizbehörden. Florian war mehrmals Opfer von Gewaltübergriffen geworden. Bis er es endlich wagte, die Täter anzuzeigen.

Ein DOK über eine Gesellschaft, die mit dem Gewaltpotential ihrer Jugend überfordert ist und nach wirksamen Gegenmitteln sucht. Ein Film über junge Menschen auf der Suche nach ihrer Identität - mit Schlägen und Demütigungen, aber auch mit Tränen und Schmerz. Ein DOK über die zunehmende Brutalität unter Jugendlichen, und über Auswege aus der Sackgasse Gewalt.

Ursachen für die Zunahme der Jugendgewalt

Jugendgewalt hat es seit jeher gegeben, darüber sind sich die Experten einig. Aber in den letzten 15 Jahren haben Gewalttaten unter Jugendlichen ein vorher nie gekanntes Ausmass angenommen. Seit 1999 verzeichnete die Polizei eine Zunahme um 40%. 2004 wurden 1729 Strafurteile gegen minderjährige Gewalttäter ausgesprochen. Und die Dunkelziffer ist laut Untersuchungen riesig, denn die meisten Opfer getrauen sich nicht, Anzeige zu erstatten. Die Täter werden immer jünger, Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahre begehen die meisten Gewaltdelikte: laut Strafrecht sind sie noch Kinder. Waren früher Schlägereien eher ein Kräftemessen unter Gleichstarken, gehen heute oft mehrere Jugendliche auf einen Einzelnen los, oft auch mit Messern, Baseballschlägern oder sogar Schusswaffen und verletzen das Opfer schwer. Ziel ist die Demütigung und Erniedrigung des Gegenübers, nicht mehr das Erringen eines Sieges unter fairen Bedingungen. Die meisten Delikte werden in Cliquen begangen. Die Peer-Group wird für viele Teenager zur Ersatzfamilie. Der Gruppendruck ist enorm. Viele Minderjährige halten heute Gewalt für ein legitimes Mittel, um ihre Unsicherheiten und Ängste zu überdecken, sich „Respekt“ und Anerkennung der Kollegen zu verschaffen und ihren Frustrationen freien Lauf zu lassen. Die Erklärungsansätze für das Problem sind vielfältig. Immer mehr Jugendliche haben keinen Halt in der Familie, erfahren keine Grenzen und feste Regeln. Sie erleben weder Wertschätzung von den Eltern noch Bestätigung in der Schule. Viele erfahren selbst Gewalt in der Familie. Die dadurch entstandenen Ohnmachtsgefühle, gelten als Hauptursachen von gewalttätigem Verhalten Jugendlicher. 60% der jugendlichen Straftäter sind ausländischer Nationalität, vorwiegend aus den Balkanstaaten. Geld-, Lehrstellenmangel, Perspektivlosigkeit und Zukunftsängste werden als weitere Ursachen genannt. Die Arbeitslosenrate bei ausländischen Jugendlichen ist rund fünfmal höher als bei Schweizer Jugendlichen.

Welchen Einfluss haben Vorbilder?

Bei der Diskussion wie stark brutale Vorbilder wie Videoclips, Gewaltfilme, gewalthaltige Computer- und Videospiele die Jugendlichen in ihrem Verhalten beeinflussen, stösst man auf ganz unterschiedliche Studien, wovon einige den direkten Einfluss auf Jugendliche belegen, andere das Gegenteil beweisen. Unbestritten ist die Tatsache, dass Gewaltdarstellungen in allen Unterhaltungsmedien, so auch in der Jugendunterhaltung, viel häufiger geworden sind und dass es gewisse Fälle in jüngster Zeit gegeben hat, in denen Jugendliche bei ihren Taten gewalttätige Musicvideoclips oder Videogame-Szenen direkt nachgeahmt haben. Unsere jugendlichen Film-ProtagonistInnen meinten dazu, sie würden schon Musik wie zum Beispiel 50 Cent oder Eminem hören in der Gewalt als legitimes Mittel angepriesen werde und auch gewaltgeprägte Videogames spielen, aber sie seien sicher, nicht davon beeinflusst worden zu sein. Ob Häufigkeit und vermeintliche Normalität, mit der Gewalt heute dargestellt wird, einen Einfluss auf die Hemmschwelle und die Selbstverständlichkeit hat, mit der heute Jugendliche zuschlagen, sei dahingestellt.

Jugendgewalt, ein gesellschaftliches Problem

Eltern, Lehrer und die Gesellschaft scheinen mit dem heutigen Gewaltpotenzial der Jugend überfordert. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Um ein Kind zu erziehen, brauche es ein ganzes Dorf!“ Oft sind Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder in einer immer anspruchsvoller werdenden Welt überlastet, die Schule kann die Nacherziehung nicht leisten und die Gesellschaft will sich nicht mit den Anliegen und Bedürfnissen der Jugend herumschlagen. Doch gerade die soziale Integration und die Schaffung von beruflichen Perspektiven gelten als fundamentale Mittel zur Verhinderung von Gewalt und als Ausweg aus der Gewaltspirale für fehlbare Jugendliche. So sollen sie Bestätigung und Anerkennung auf normalem Weg erfahren und verbindliche Werte und klare Grenzen kennen lernen, damit sie Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und einsehen, dass ein gesellschaftliches Zusammenleben nur funktioniert, wenn man sich gegenseitig respektiert.

Wie soll mit straffälligen Jugendlichen umgegangen werden

In der Schweiz werden Jugendliche, die straffällig geworden sind, der Jugendanwaltschaft zugeführt. Sie ist zugleich die untersuchende, urteilende und strafvollziehende Behörde. Im Unterschied zu den meisten Ländern konzentriert sich die Schweiz bei der rechtlichen Würdigung eines Jugenddeliktes auf die TäterInnen und nicht auf die Tat. Die Jugendlichen werden unter Einbezug der Eltern, vorgeladen. Als Grundlage für die Verurteilung werden neben der Würdigung der Taten vor allem auch die persönlichen Verhältnisse abgeklärt und beurteilt. Die Sanktionen zielen darauf ab, die Jugendlichen sozial zu integrieren, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen und Rückfälle zu vermeiden. Im schweizerischen Jugendstrafrecht steht der erzieherische Aspekt vor dem der Bestrafung. Laut den Justizbehörden genügt bei den meisten Jugendlichen eine unliebsame Begegnung mit der Justiz, um sie wieder zur Vernunft zu bringen: nachdem sie mit der Polizei und dem Gesetz in Kontakt gekommen sind, werden 90% der Jugendlichen nicht mehr straffällig. Bei 5% braucht es weitergehende Massnahmen und 5% der Jugendlichen gelten als massnahmeresistent. Als häufigste Sanktionen werden Arbeitseinsätze, Bussen oder Therapien ausgesprochen. Dadurch sollen die Täter lernen, ihr Verhalten zu ändern. Ansonsten droht die Umplatzierung in eine Pflegefamilie oder die Einweisung in ein Erziehungsheim. Pro Jahr werden über 5000 Jugendliche in eine der rund 190 Einrichtungen für Minderjährige eingewiesen. Aber immer nach dem Grundsatz: Kinder haben einen Anspruch auf Schutz, Bildung und Ausbildung. Der Staat ist verpflichtet ihnen dieses zu gewähren, wenn das Herkunftsmilieu es nicht sicherstellen kann. Es sollen neue Lebensregeln gelernt und durch Nachholen eines Schul- oder Lehrabschlusses die Chancen der jugendlichen Straftäter im Alltag erhöht und ihr Selbstvertrauen, ihre Selbstwahrnehmung und ihr Vertrauen und der Respekt vor anderen Menschen gestärkt werden, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Inkrafttreten des neuen Jugendstrafrechtes

Seit Jahren wird aber eine härtere Gangart gefordert. Vor allem die Möglichkeit, Jugendliche über eine längere Zeit in einer geschlossenen Anstalt einzusperren. Mit dem neuen Jugendstrafrecht, das nächstes Jahr in Kraft tritt, soll diesem Ansinnen bis zu einem gewissen Grad nachgekommen werden. Jugendliche, die das 16. Altersjahr erreicht haben, können für das Verüben von schweren Delikten neu bis zu 4 Jahren Gefängnis erhalten. Geeignete Einrichtungen fehlen aber noch weitgehend. Heute müssen die Minderjährige die Untersuchungshaft meist in Bezirksgefängnissen für Erwachsene absitzen, aber in abgetrennten Bereichen, also meinst in Einzelhaft. Die wenigen Jugendabteilungen in Gefängnissen für Erwachsene, die es bis jetzt gibt, sind keine Lösung, da Erziehung und Ausbildung zu kurz kommen. Die geschlossenen Anstalten, die für jugendliche Delinquenten zur Verfügung stehen sind meist überfüllt und dienen zur Abklärung der Jugendlichen für eine Maximalzeit von 3 Monate, bevor sie in eine andere Institution überführt werden, um eine Stigmatisierung zu vermeiden. Wie das Problem gelöst werden soll, dass es einerseits mehr Einrichtungen für schwierige gewalttätige Jugendliche braucht und andererseits der Schwerpunkt der Erziehung von Minderjährigen mit dem neuen Jugendstrafrecht noch gefestigt wird, wird sich zeigen.

Das Leiden der Opfer

Oft fehlt den Jugendlichen jegliches Mitgefühl für ihre meist jugendlichen Opfer, obwohl die gesundheitlichen und psychischen Folgen verheerend sein können. Aber nur gerade 10% der Betroffenen getrauen sich, die erlittenen Straftaten anzuzeigen. Meist aus Scham oder aus Angst vor noch mehr Gewalt. Gewaltbetroffene Jugendliche haben mit massiven Folgen wie Schlaflosigkeit, Angstattacken und Schulversagen zu kämpfen. Jeder Gewaltakt ist für die Betroffenen demütigend und verletzt das Selbstwertgefühl tief. Viele Opfer werden depressiv und verlieren zunehmend das Vertrauen in andere Menschen. Meist braucht es eine tatkräftige Unterstützung durch die Eltern, dass Jugendliche eine Anzeige machen und so den Teufelskreis durchbrechen können. Durch die Anzeige haben die Betroffenen Anspruch auf Unterstützung durch eine Opferberatungsstelle. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass nach einer Anzeige und der Verurteilung der Täter, die betroffenen Jugendlichen in Ruhe gelassen werden und weitere Gewalttaten dadurch verhindert werden können. Leider zeigt sich aber immer noch zu oft, dass bei Jugendgewalt nicht eingegriffen wird und anwesende Erwachsene einfach wegschauen, anstatt die Polizei zu rufen und so Schlimmeres zu verhindern.

Immer mehr gewalttätige Mädchen?

Bei der Jugendgewalt zeigt sich, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen gibt, dass die Verteilung aber etwas anders verläuft, als gemeinhin erwartet. Über 80% der Gewaltstraftaten werden von männlichen Jugendlichen begangen, doch die Anzahl der Mädchen, die zuschlagen, nimmt immer mehr zu. Einerseits wird das darauf zurückgeführt, dass sich Mädchen immer mehr gegen männliche Übergriffe, sexuelle Belästigungen und Grenzüberschreitungen wehren müssen. Andererseits richten immer mehr Mädchen ihre Aggressionen gegen aussen und wollen nicht hinter den Jungs zurückstehen. Bei den Opfern der Jugendgewalt handelt es sich vorwiegend um männliche Jugendliche, die von einer Gruppe anderer Jugendlicher bedroht oder zusammengeschlagen werden.

Prävention und Repression als Mittel zur Verhinderung von Gewalt

Behörden und Fachkräfte sind daran, eine gesamtschweizerische Strategie gegen Jugendgewalt zu entwickeln. Einzelne Kantone haben seit einiger Zeit Massnahmen in Kraft gesetzt, die erste Wirkungen zeigen. Seit 5 Jahren hat die Stadt Zürich neue Wege beschritten: ein Runder Tisch und eine Kerngruppen aus Vertretern von Stadtpolizei, Jugendanwaltschaft, Schulen, Sozialdepartement und Jugendarbeitern wurde ins Leben gerufen, eine Interventionsgruppe gebildet, die im Krisenfall eingreift, Jugendliche zur Rede stellt und geeignete Massnahmen trifft, um Gewalt zu verhindern oder zu stoppen. In verschiedenen Städten sind Beamte des Jugenddienstes der Polizei an einschlägigen Orten unterwegs, um den Jugendlichen Grenzen zu setzen und der Jugendkriminalität entgegenzuwirken. Verschiedene Schulen haben einen Jugendpsychologischen Dienst eingeführt oder erproben das „Peacemaker-Konzept“, bei dem als Friedensstifter gewählte Schüler bei Konflikten zwischen andern Schülern vermitteln. Mit Freizeitgestaltung und Freizeitaktivitäten wie „Midnight Basketball“ soll der Langeweile und Orientierungslosigkeit der Jugendlichen entgegengewirkt werden. Mit Informationsveranstaltungen zum gewaltfreien Umgang in Konfliktsituationen und Kursen, wie dem „Coolness-Training“, wird an den Schulen zudem Einfluss auf das Verhalten der Jugendlichen genommen. Es ist zu hoffen, dass die Massnahmen rasch greifen und mehr Jugendlichen wieder Sinn und Orientierung im Leben finden, ohne Gewalt.

Die Autorinnen Barbara Müller und Miranda Emery

Barbara Müller - hat ein Jurastudium absolviert und Filmwissenschaft, Philosophie und Psychologie studiert. Bei der Produktionsfirma C-Films wirkte sie ein Jahr an der Soap „Lüthi und Blanc“ mit. Sie ist Autorin und Realisatorin verschiedener Auftragsfilme. Als Regieassistentin und Cutterin arbeitete sie über zwei Jahre mit Christian Frei am Oscar-nominierten Kinodokumentarfilm „War Photographer“ und am DOK „Bollywood im Alpenrausch“ mit. Für SFDRS realisierte sie „Elisabeth Kopp - Aufstieg und Fall der ersten Bundesrätin“. Für die Sendung DOK realisierte sie zusammen mit Miranda Emery „Gipfelstürmer - Unterwegs mit Schweizer Globalisierungsgegnern“ (2002) und „Vollfett – Abnehmen um jeden Preis?“ (2003); November 2004 'Blinde Kuh - Wenn Sehende blind und Blinde sehend werden'; April 2005 'Häusliche Gewalt - Wenn die Familie zur Hölle wird'.

Miranda Emery - hat die TV Journalism School in London absolviert und arbeitete ein Jahr als Reporterin bei der Mediensendung Spozz von Schweiz 4, danach 4 Jahre als Redaktorin bei der Jugendsendung Oops. 2002 realisierte sie mit Barbara Müller „Gipfelstürmer - Unterwegs mit Schweizer Globalisierungsgegnern“ und 2003 „Vollfett – Abnehmen um jeden Preis?“;
November 2004 'Blinde Kuh - Wenn Sehende blind und Blinde sehend werden'; April 2005 'Häusliche Gewalt - Wenn die Familie zur Hölle wird'.

Literatur

'Reden statt schlagen' von Jens Weidner, Rainer Kilb und Dieter Kreft (Hrsg.); Neue Formen des Anti-Aggressivitäts-Trainings, 2. Aufl. 2000, ISBN: 3-407-55838-4

'Der virtuelle Krieg' von Hartmut Gieselmann, Offizin-Verlag, Hannover 2002

Wichtige Adressen

Anti-Aggressivitäts-Training AAT/CT®-Markus Blümke, Missionsstrasse 49, CH-4055 Basel, Telefon +41 61 381 20 61 - e-mail: ik-s@ahbasel.ch
Externer Link Anti.Aggressivitäts-Training AAT

Asv - Alpine Schule Vättis, Schulinternat für Jugendliche mit besonderen Anforderungen im schulischen oder sozialen Bereich, Unterdorfstrasse 5, CH-7315 Vättis, Tel: +41 81 306 11 62
Externer Link Alpine Schule Vättis

Sozialtherapeutische Wohngemeinschaft 'Girlhouse' für Mädchen und junge Frauen, Ibergstrasse 70a, CH-8405 Winterthur, Tel: +41 52 232 40 15 - e-mail: girlhouse.iberg@freesurf.ch - Externer Link Girlhouse Iberg Winterthur

Verzeichnis der Kinder- und Jugendheime in der Schweiz
Externer Link Jugendnetz

Alle Opferhilfeberatungsstellen sind zu finden unter:
Externer Link Opferhilfe Schweiz