Ein falsches Wort, eine unglückliche Geste, und schon hat man ein paar Zähne verloren, weil Gibran zeigt, wer der Meister ist, oder weil Tim ausrastet. Dokumentarfilmer Bernard Weber und sein Ko-Regisseur Robi Müller sind angetreten, das Bild vom hochexplosiven Gewaltmonster mit menschlichen Zügen zu versehen. Ein Balanceakt. |
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Scheinbar ähnlich ist die Startposition von Tim: 16 Jahre alt, Mutter Schweizerin, Vater Deutscher, Eltern getrennt. Er befindet sich am Anfang des Films in einer psychiatrischen Klinik, weil er sporadisch stark gewalttätig wird und anscheinend schon einigen Schaden angerichtet hat. Er soll in einem Heim platziert werden, was er aber mit plausiblen Argumenten kategorisch ablehnt. Ganz anders als Gibran, der mit seinem Charme das Publikum zu bezirzen versucht, um von seiner Rücksichtslosigkeit abzulenken, reflektiert Tim seine Probleme und macht sich Gedanken, wie es zu seinen Gewaltausbrüchen kam und wie er solche Situationen vermeiden kann. Im Lauf der zwei Jahre, die der Kandidat begleitet wird, kommt es zu mindestens einem weiteren Gewaltausbruch und auch zu mindestens einem Verstoss gegen die gerichtlichen Verhaltensauflagen, so dass wir teilweise Zeuge der Problematik einer solchen Entwicklung werden.
Am Ende des Films wird wohl das Gros des Publikums trotz der schlimmen Straftaten hoffen, dass beide den Rank schaffen. Nebenbei zeigt der Film, dass die Schweiz ein ausgezeichnetes System besitzt, das den schwarzen Schafen eine Chance gibt, die Farbe zu wechseln. Er legt aber auch den Schluss nahe, dass die Familienverhältnisse und das Lebensumfeld die entscheidende Prägung vermitteln, die festlegt, in welche Herde jemand gerät. [Eduard Ulrich]
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