Samstag, 24. März 2007

HINTER DEM SCHLEIER - Frauen in Saudi-Arabien

Sie haben kein Stimmrecht, sie dürfen nicht Auto fahren, sie müssen sich in der Öffentlichkeit bis zur Unkenntlichkeit verschleiern: Frauen in Saudi-Arabien. Der holländischen Filmerin Bregtje van der Haak ist jetzt ein verblüffender Blick hinter die Kulissen gelungen.

Beim Prinzen ohne Schleier-Zwang...

Kaum zu glauben, was sich im riesigen Büroturm von Alwalid bin Talal tut: Der saudische Prinz ist einer der reichsten Männer des Planeten, der Milliarden investiert hat bei Apple, Citygroup, AOL Time Warner und DaimlerChrysler. Er will den Islam mit der Moderne versöhnen, deshalb beschäftigt er mit Vorzug Frauen. In seinem Palast und seinem Büroturm arbeiten sie ohne Schleier und verstecken sich höchstens hinter eleganter Kleidung und Schminke. Das schafft in Saudi-Arabien nur der weltweit einflussreiche Milliardär.

Die Angestellten von Prinz Alwalid bin Talal präsentieren sich im Palast ohne Schleier

...sonst aber bis über die Nase verhüllt

Doch ausserhalb seines Reiches herrscht noch immer der strenge Schleier-Zwang. Interessant: Die Frauen der Mittelklasse leisten sich elegante Schuhe, schimmernde Brassières und kecke Dessous, aber beim Einkauf sind sie bis über die Nase verhüllt.

Der Film begleitet eine Journalistin, eine Gynäkologin und eine Universitäts-Dozentin in ihrem Alltag. Sie alle sind Frauen, die sich mit dem herkömmlichen Frauendasein im streng muslimischen Staat nicht mehr zufriedengeben. Trotzdem führen sie ein Leben hinter dem Schleier.

Schuhkäuferin in Saudi-Arabien

Optimismus, dass nicht alles so bleibt, wie es ist

Die Journalistin Suzan Zawawi ist auch zuhause oft verschleiert: "Es ist einer Muslimin erlaubt, vor ihrem Mann, ihrem Vater, ihren Brüdern, ihren Onkeln, ihrem Schwiegervater und ihren Enkeln den Schleier abzulegen und ihr Haar zu zeigen. Doch vor ihrem Schwager muss sie sich verhüllen."

Die Gynäkologin Zeinab Abotalib hat sich durchgesetzt. Sie gehörte damals zu den ersten Frauen, die an der medizinischen Fakultät zugelassen wurden und einen Abschluss machen durften: "Alle dachten, wenn die Ärztin wird, heiratet sie nie. Das ist das Hauptargument."

Die Universitätsdozentin Fawzia al Bakr kann Diskussionen mit männlichen Wissenschaftern nur per TV-Konferenz führen. Die Frauen sehen dann per TV die Männer, aber die Herren der Schöpfung dürfen lediglich die Stimmen ihrer Gesprächspartnerinnen hören. Zudem beklagt sich die Dozentin: "Die Zentralbibliothek ist riesig, und für die Männer wunderbar. Doch wir Frauen haben nur am Donnerstag Zutritt."

All diesen Frauen ist eines gemeinsam: Der Optimismus, dass nicht alles so bleibt, wie es ist.

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