Samstag, 24. März 2007

Supersize Me


Supersize Me

95 Min.


USA 2004 R: Morgan Spurlock D: Morgan Spurlock, Daryl Isaacs, Lisa Ganjhu, Stephen Siegel, Bridget Bennett, Eric Rowley, Alexandra Jamieson, David Satcher, John Banzhaf Filmwebsite
Der New Yorker Filmemacher Morgan Spurlock ernährte sich einen Monat nur von McDonald's-Produkten - mit interessanten Folgen. Die Dokumentation wurde beim Sundance-Festival mit dem Regiepreis ausgezeichnet.
Spurlock wandele "auf den Spuren von Doku-Star Michael Moore, gibt sich aber zurückhaltender" als dieser, meint Blickpunkt:Film; mit "sanft ironischem Ton" konzentriere sich der Regisseur auf die Fakten, "macht Zusammenhänge deutlich und stellt Aufklärung nicht Anklage in den Mittelpunkt". Am Ende des Experiments ist Spurlock "um 25 Pfund schwerer, mit Schäden an Herz und Leber", und so sei Supersize Me eine "überzeugene Warnung, wohin der Weg auch bei reduzierterem Konsum langfristig führt".
Auch Reinhard Lüke vom Filmdienst gefiel, dass der Film "bei allen investigativen Elementen" und einem "glaubwürdigen Aufklärungsinteresse" seine Mahnungen "nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern überaus unterhaltsam" vorbringe. Mit wirklich neuen Erkenntnissen könne Spurlock allerdings nicht aufwarten - dass der exzessive Konsum von Fast Food "überaus bedenklich" ist, habe man schon vorher gewusst.
Für Susan Vahabzadeh von der Süddeutschen Zeitung ist Super Size Me ein "Horrorfilm", und wenn sich Spurlock "nicht gerade übergeben muss, ein sehr unterhaltsamer Horrorfilm": "So eine Art 'Dschungelcam' im Dienst der guten Sache". Spurlock, der eine "Tapferkeitsmedaille" verdiene, habe "mehr geleistet, als den Selbstversuch zu verfilmen", seine Selbstinszenierung "mag eitel wirken, spielt aber doch sehr schön mit dem Geist einer Zeit, in der jeder seinen Talkshow-Auftritt braucht".
Matthias Heine von der Welt meint, Spurlock versuche erst gar nicht erst zu verhehlen, "beim wem er als Dokumentarfilmer in die Lehre gegangen ist"; der Michael-Moore-Stil trage in manchen Szenen Züge eines Plagiats. Der große Erfolg in den USA erkläre sich auch damit, dass mitunter dem "prolligen Humorbedürfnis der männlichen Zuschauergemeinde von Reality-Stuntshows" entgegengekommen werde. Doch Super Size Me erzähle mehr, er zeige, dass "Essen eine Klassenfrage" ist.
Holger Römers von der Frankfurter Rundschau interessiert sich für den "ebenso aufopferungsvollen wie egozentrischen Körpereinsatz" Spurlocks im Hinblick auf die "Methoden einer womöglich gerade im Entstehen begriffenen neuen Schule des politischen US-Dokumentarfilms". Wie Michael Moore produziere sich Spurlock dabei "ungeniert vor der Kamera" und stoße das zu dokumentierende Geschehen in einer Weise, "zunächst an betagte Sponti-Gesten erinnert, noch mehr aber jüngeren Fernsehformaten abgeguckt ist".
Im Spiegel freut sich Andreas Borcholte, dass der Filmemacher sein ernstes Sujet "mit viel Situationskomik anreichert" und auch nicht vor "drastischen Demonstrationen" zurückschrecke. Der Artikel schildert zudem ausfühlich die Reaktionen von McDonald's.
Evelyn Finger von der Zeit meint, dieser Film verstehe sich "nicht als Kunst, sondern als notwendiges Übel"; er beziehe er seine Plausibilität aus der "Grobschlächtigkeit seiner Gesellschaftskritik". Wenn man das "ermüdend Agitatorische" dieses Films beiseite lasse, dann "leistet er etwas ganz Entscheidendes: Er ruft uns ins Bewusstsein, wie eingeschränkt unsere Freiheit ist, zwischen gut und böse zu wählen". Leider aber "vergisst Spurlock zu zeigen, wie die Bewusstwerdung eines repressiven Bedürfnisses (übermäßiges Fressen) fast zwangsläufig zur Entwicklung eines neuen repressiven Bedürfnisses (Schlankheitswahn) führt, wie leicht eine Sucht durch eine andere ersetzbar ist".
Marli Feldvoss von der NZZ meint, der "wenig attraktive Selbstdarsteller" Spurlock werde "vor allem durch seinen Mut zu unvorteilhaften Stellungen und Einstellungen zu einer Augenweide, etwa wenn er sich beim ersten Erbrechen ablichten lässt, ehe sich sein Körper an die Suchtstoffe Zucker und Fett gewöhnt hatte".

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